Freitag, 5. Oktober 2012

Fernsehen statt lesen

Wo man singt, da lass dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder. Haben wir uns ins Stammbuch geschrieben, anno dazumal.
Kann man sagen: wo man liest, da lass dich nieder, böse Menschen haben keine Bücher? Ich weiß nicht, ich sehe überall nur Fernseher. Sind das alles böse Menschen? Dumme Menschen? Ich lese seit ein paar Tagen nichts. Ich habe "Tschick" von Wolfgang Herrndorf fertig gelesen und da das nicht zu toppen ist, habe ich ein paar Tage allein verbracht. Vor dem Fernseher. Wir haben einen Gast in unserem Schlafzimmer und schlafen auf dem Sofa. Vor dem Fernseher. Jetzt habe ich eine neue Leidenschaft, die ich hier immer freitags ausleben kann, sie heißt Person of Interest und ist eine amerikanische (Science-Fiction-Crime) Serie. Ausgangspunkt ist die Sozialversicherungsnummer einer Person, welche ein Computer im Besitz eines philantropen (weil Millionär) Nerds ist. Diese Person in New York muss gesucht werden, da sie entweder ein Verbrechen begehen wird, oder Opfer eines Verbrechens sein wird.

Der Mann, der diese Menschen sucht ,ist der schönste und eleganteste Mann, den ich seit Jahren auf einem Fernsehschirm gesehen habe. Er schaut die Menschen an, mit einem Blick, den ich auch gerne hätte. Wahrscheinlich ist das Empathie. Abgesehen davon hätte ich gerne, dass er mich auch so anschaut. Und manchmal schlägt er zu, im richtigen Moment und gegen die richtig Bösen. Er ist nämlich nicht nur im richtigen Maß elegant sondern auch im richtigen Maß sportlich.
Ich schaue also auf Wikipedia nach, was mein neuer Schwarm sonst noch macht und ich bekomme denselben Schock, zumindest fast, den ich bekommen habe, als ich von Clint Eastwood und seiner Wahlwerbung für Romney gehört habe. Mein Idol ist erzkatholisch und wirbt auch für einen Republikaner. Vielleicht liegt in seinem Blick der Gedanke an Jesus, permanent? Den Jesus hat er auch verkörpert, im Film von Mel Gibson.

Es kann mir egal sein, ich will ihn ja nicht heiraten. Aber wie ich den Clint Eastwood nicht mehr anschauen kann, befürchte ich, dass das alter ego meines Filmhelden mir meine neue Lieblingsserie vergällt. Ich werde doch wieder zu lesen beginnen. Und ich denke an die großartige Figur des "Tschick", von dem man sich auch gerne begleiten ließe und ich denke, es ist gut, dass hinter literarischen Figuren keine Schauspieler stecken, von denen man enttäuscht  werden kann.

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